26. Januar 2013

EIN KLENES RÄTSEL

Foto: Flur, 2013 © Sabrina Schieke

 

DIE WOHNUNG | EIN KLEINES RÄTSEL


Georges Perec charakterisiert eine Wohnung durch folgendes Paar:
Jede Wohnung besteht aus einer veränderlichen, aber begrenzten Anzahl von Räumen;
Jeder Raum hat eine besondere Funktion.“
Bei der Gestaltung sowie der Funktionsbestimmung von Wohnraum besetzt die Architektur eine Schlüsselposition. Die Frage, was Architektur zur Kunst erheben kann oder vom bloßen Bauen unterscheidet, ist für Georges Perec nicht von Belang. Er will nicht diskutieren, wo das Funktionale an einem Bau beginnt oder aufhört. 

Glaubt man dem vorangestellten Zitat ist die Funktion des Raumes bereits in ihn eingeschrieben. Sodass die Dekonstruktion dieser Architekturen ein gedankliches Experiment bleibt.
Man kann sich mühelos eine Wohnung vorstellen, deren Anordnung nicht mehr auf den alltäglichen Verrichtungen beruhen würde […]. Man braucht sicherlich ein wenig mehr Phantasie, um sich eine Wohnung vorzustellen, deren Aufteilung auf Sinnesfunktionen begründet wäre […].“
Am Beispiel der Wohnung wird das deutlich, dass die Art und Weise, wie wir die Dinge beschreiben, bestimmt, wie wir über sie denken. Perec konfrontiert den Leser mit der, von uns angenommenen „natürlichen Ordnung“ des Wohnraumes. Auch hier werden die gewohnheitsmäßigen Rezeptionsweisen hinterfragt. Wohnen ist für die meisten etwas Alltägliches. Und das Alltägliche ist bekanntlich banal und dadurch oft zu unbekannt
Durch kleine Rätsel - Irritationen des Blickes, lenkt er die Aufmerksamkeit auf das Banale und Unbekannte z.B.
Wenn man in einem gegebenen Zimmer den Platz des Bettes ändert, kann man da sagen, daß man das Zimmer wechselt oder was?“

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Sandra Schieke

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