17. August 2015

XXI - S. 124

 
Georges Perec: W oder die Erinnerung an die Kindheit

11. August 2015

W oder die Erinnerung an die Kindheit

... Ich weiß nicht, ob ich nichts zu sagen habe: ich weiß, daß ich nichts sage; ich weiß nicht, ob, was ich etwa zu sagen hätte, nicht gesagt wird, weil es unsagbar ist (das Unsagbare verbirgt sich nicht im Geschriebenen, es ist vielmehr jenes Etwas, was lange zuvor zu seinem Entstehen geführt hat); ich weiß, daß meine Aussage leer neutral ist, sie ist ein endgültiges Zeichen einer endgültigen Vernichtung. [...]

Ich schreibe nicht, um auszusagen, daß ich nichts sagen werde, ich schreibe nicht um darzutun, daß ich nichts zu sagen habe. Darum schreibe ich: weil wir miteinander gelebt haben, weil ich einer von ihnen war, ein Schatten inmitten ihrer Schatten, ein Körper nahe ihren Körpern; ich schreibe, weil sie in mir ihre unauslöschliche Spur hinterlassen haben , die in dem von mir Geschriebenen zutage tritt: Die Erinnerung an sie läßt sich nicht schriftlich erfassen; weil ich schreibe, so geschieht es, um ihres Todes zu gedenken und um zu bekräftigen, daß ich lebe.

(Georges Perec, Tietel der Orginalausgabe: W OU LE SOUVENIR D'ENFANCE, 1978) 

24. März 2015

BUT TO MAKE MUSIC DO THE SAME THING, YOU HAVE TO KEEP MAKING DIFFERENT MUSIC.

Viele Künstler folgen mit ihrem Werk einer Grundidee, die sie immer wieder neu formulieren, um sich dieser zu nähern oder sie zu umkreisen. Um das zu fassen, was Musik oder Kunst sein kann, müssen wir immer wieder aus anderen Richtungen auf sie zugehen.


Vom 27.03.2015 bis 02.04.2015

Eröffnung am Do. 26.03.2015 um 19:00  |  Schillerpromenade 4 in 12049 Berlin
Geöffnet: Fr. 27.03 bis Do. 03.04 von 10:00 bis 18:00


Ohne Titel: 2015, Filzstift auf Holz, © Sabrina Schieke

 

Wiederwiederholung



In einer Vielzahl von Definitionen werden mehr oder weniger unterschiedliche Bedeutungen eines Wortes ‚Idee’ beschrieben. Es ist nicht möglich, dass Wort mittels einer expliziten Definition zu erfassen, wir erhalten dadurch Bedeutung, dass wir Materielles haben, etwa ‚A und Dmoll’. Eine persönlich bedeutsame Entwicklungslinie entsteht nicht durch Idealität oder Material für sich, sondern beide sind nur ineinander wirkend realisiert. Brian Eno erzählt im titelgebenden Interview von der Grundidee in seiner Musik, die er durch Verschiebungen wiederholt, um sie nicht fest- sondern immer weiter zu entwickeln. Die Grundhaltung ist hier keine figurative Selbstplatzierung als Zentralpunkt, sondern bildet eine Landschaft heraus, die den befreiten Raum öffnet. Brian Eno weist mit einladender Geste über sich hinaus.
Wiederholungspraktiken überhaupt stellen die Identität eines Werks als eine komplexe Kette von Wiederholungen her, zwischen dem Selben und dem Anderen, dem Identischen und dem Unterschiedlichen, Originellem und Kopie, Ursprung und Folgendem. Sie scheint in diversen Formen der Aneignung als persönliche Momente künstlerischer Produktion durch, als Variierung, Adaption, Übersetzung oder als tragendes ‚Mantra’. Der Wiederholung kommt in ihrer Bedeutung für zentrale Begriffe der künstlerischen Auseinandersetzung und der Vielheit ihrer Erscheinungsformen eine grundlegende Funktion zu. Künstlerische Strategien eines selbstreflexiven wiederholenden Umgangs mit den eigenen Verfahren, Materialien und der Tradition lassen die Wiederholung als elementar für Entwicklungen auffassen, deren Unabgeschlossenheit wieder und wieder verhandelt wird. Wiederholung bedingt als eines in allem das Gesamte, ist ideell und materiell eigen in der Diskursentwicklung. 

(Texte: Lina Debs) 



VORTRÄGE:
  
Montag 30. März 2015, 19 Uhr, Kveta Kazmukova, Sabrina Schieke 

Dienstag 31. März 2015, 19 Uhr, Katharina Kamph 

Mittwoch 1. April 2015 um 19 Uhr,Mario Margani, Anton Schwarzbach und Dorit Trebeljahr, 

„PROLOG“ Heft für Zeichnung und Text