AKTUELLES

A BURN OUT-CASE?


1 September – 14 Oktober 2012
Eröffnung: 31. August, 19h


Neue Gesellschaft für Bildende Kunst e.V.
Oranienstraße 25
D-10999 Berlin

www.ngbk.de 

DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT © Sabrina Schieke




Ein E-Mail-Dialog zwischen Sabrina Schieke und Melanie Rick
Mai 2012

M. R.: Darf ich dich bitten, mir ein paar Fakten zu deiner Arbeit zu nennen: Gibt es einen Titel, wann und wie ist die Arbeit entstanden, etc.? 
 
S. Sch.: Das eigentliche Entstehungsjahr der Arbeit ist 2009. Zuerst gab es einen Schriftzug an der Atelierwand: DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT. Und ich bin verrückt darüber geworden, eine Präsentationsform zu finden. Ich habe viel ausprobiert und wollte viel erzwingen, aber es funktionierte irgendwie immer nicht. Es war nie so, wie zu dem Zeitpunkt, an dem ich den Schriftzug gemacht habe. Letztendlich schien mir ein Dia, als Spur von Ereignis, das richtige Medium zu sein. Das war 2010. Letztendlich ist die Arbeit also über einen Zeitraum von einem Jahr im Atelier entstanden.

M. R.: Wie kann ich mir den Arbeitsprozess über ein Jahr vorstellen?

S. Sch.: Die Arbeit ist mir zunächst quasi in den Schoß gefallen. Es war danach sehr schwer für mich, damit umzugehen. Weil ich den Weg nicht zurückverfolgen konnte. Und ich dachte ein ganzes Jahr lang, dass das doch möglich sein müsste. Ich wollte, dass die Arbeit gesehen wird, und dachte es müsste mir gelingen, sie zu transportieren. Ich habe darüber nachgedacht, warum mir gerade das so schwer erscheint, und habe viel ausprobiert: abfilmen, abpausen, etc. Letztendlich war es dann das Dia. Eben auch, weil es eher an der Wand erscheint.


M. R.: Darf ich dich bitten, mir und unseren Leser_innen etwas über deine Definition oder Auffassung von Magie zu sagen?

S. Sch.: Ich habe einmal einen Zauberer (und er wurde tatsächlich als Zauberer ausgebildet!) gefragt, ob es Magie gibt. Er sagte: „Ja, aber es ist nicht so, wie du dir vorstellst.“

M. R.: Kannst du mir und unseren Leser_innen bitte den Titel der Ausstellung: „A Burn out Case?“ erläutern? Wie liest du den Ausstellungstitel? 
 
S. Sch.: Es gibt dort glaube ich zwei Extreme. Zum einen das Burnout- und auf der anderen Seite das Boreout-Syndrom. Bei beiden geht es für mich um eine bestimmte Erwartungshaltung sich selbst gegenüber. Beim Burnout ist es die Bereitschaft, alles zu geben und noch mehr als das. Um ein Ziel zu erreichen, um Erfolg zu haben. Beim Boreout werden Erwartungshaltungen insofern enttäuscht, als ich mehr geben will, als ich darf und somit nicht ausgelastet bin. Erfolg stellt sich hier also als arbeitsbewertendes Kriterium dar. Es geht dabei auch ganz stark um ein Bild von persönlichem Erfolg in Job, Familie, Beziehung usw.

M. R.: Ich muss bei dieser ganzen Burnout-Debatte immer an den Song von Neil Young denken: „My, my, hey, hey“ und im Speziellen an die Zeilen: „It's better to burn out Than to fade away (...)“1

S. Sch.: Ja, ich finde den Song auch großartig. Es ist eben auch eine Haltungsfrage. Und in der Musik trifft das Bild eines „Stars“ ja noch eher zu. Also Gleißen oder Glimmen? Beides entbehrt nicht einer Vehemenz. Dennoch muss ich mich dafür entscheiden. „to fade away“ lese ich in diesem Zusammenhang eher als ein Aufschieben einer Entscheidung. Wenn ich etwas leisten kann, dann sollte ich es tun und nicht vorgeben, dass ich es ja tun könnte, wenn man mich nur ließe.
Für mich geht es auch darum zu entscheiden, was man für sich und seine Arbeit will. Wie man sich mit seiner Arbeit sieht. Das geht momentan unter. Ich will nicht sagen, dass das Umfeld schon bestellt ist, dennoch übt es massiven Druck aus. Und auch wenn ich das nicht möchte, was ja nicht gleich Verweigerung heißt, muss ich dann auch mit dem Echo umgehen. Ich sehe eher diese Unentschiedenheit oder die Warteposition als „fade away“. Und das ist kompliziert, da es vielen unter dem Erwartungsdruck schwerfällt, sich ihren Weg zu suchen.

M. R.: Betrachtest du DA SEIN WENN MAGIE PASSIERT als ein Gegenkonzept?

S. Sch.: Nicht unbedingt als Gegenkonzept, aber als eine Handlungsweise. Und das meint auch, sich Zeit geben. Ja, und wenn man so möchte, auch ein Warten, das keine Passivität meint. Das klingt dann immer so unsexy, aber das gehört für mich auch zur oben angesprochenen Haltungsfrage.

M. R.: Wie begreifst du deine Arbeit im Kontext der Ausstellung? 
 
S. Sch.: Ich denke, die Stärke der Arbeit liegt darin, dass sie ohne viel Alarm zeigt, dass es auch immer Sachverhalte und Situationen gibt, die ich nicht erarbeiten oder erzwingen kann. Burnout klingt für mich immer ein wenig ZU bemüht. Dann ist es vielleicht vonnöten, die richtige Formel zu wissen oder die goldene Gans zu besitzen, denn allein mit harter Arbeit werde ich hier nichts ausrichten.

M. R.: Zum Schluss noch eine Frage zum Thema Atelier, über die wir uns schon seit Jahren austauschen. – Ich lese aktuell Brain O’Dohertys Buch „Atelier und Galerie“. Was denkst du über folgende Zeile: „Daher können wir Ateliers als Texte ‚lesen’, die auf ihre Weise ebenso aufschlussreich sind wie Kunstwerke selbst.“2?

S. Sch.: Umberto Eco spricht vom Kunstwerk als einer Art unendlichen Text, und ich mag dieses Bild sehr gern. Ich denke seit Langem über die Rolle des Ateliers für meine Arbeit nach. Ich liebe mein Atelier und verbringe meine Zeit lieber dort als beim Aufbau in der Ausstellung. (Was auch mit Sicherheit zu tun hat). 
Ich sehe mir auch gern die Ateliers von befreundeten Künstlern an.
Nicht alle Gedanken, die man während der Entstehung einer Arbeit hat, sind letztlich auch in der Arbeit zu sehen. Von daher ist das Atelier eine Erweiterung hin auf diesen Text, auch unter dem Gesichtspunkt, dass sich dort die Arbeiten treffen. Und den Ansatz, den ich verfolge, beschreiben. Vielleicht sogar genauer als das letztlich exponierte Kunstwerk.


Sabrina Schieke studierte an der HBK Braunschweig Kunstwissenschaft und Freie Kunst und an der Technischen Universität Braunschweig Soziologie und Politologie. 2008 Diplom Freie Kunst, 2009 Meisterschülerin an der Kunsthochschule Berlin Weißensee.

Melanie Rick ist Kunstwissenschaftlerin M.A. Sie lebt als freie kunstwissenschaftliche Autorin in Köln und ist als wissenschaftliche Mitarbeiterin von Prof. Dörte Eißfeldt an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig tätig.

1 Vgl.: http://www.youtube.com/watch?v=t4Y1wDdMYH4. Eingesehen am 05. 05. 2012 um 13:05.
2 Vgl. S. 12. O’ Doherty: Atelier und Galerie. MerveVerlag Berlin 2012.

 



KUNST BRAUCHT FLÄCHE


Die AV Aussenwerbung GmbH & Co KG stellt innerhalb Berlins, verschiedene Werbeflächen, einer Gruppe von Künstlern zur Verfügung. Es werden Bauzäune, Plakatflächen und Litfaßsäulen genutzt um die Arbeiten im Stadtraum Berlin zu präsentieren.



„TRÄUME VON RÄUMEN“




Für das Projekt wird ein Teil des Buches, das Vorwort, auf einer Litfaßsäule angebracht. Die
einzelnen Blätter sind von der Künstlerin mit einer Schablone, wie sie Architekten benutzen,
abgezeichnet worden. So das, dass Erscheinungsbild der Blätter zwischen Schrift und
Schriftbild/Zeichnung changiert. So wie Perec den Raum durch Worte beschreibt nutz die
Künstlerin die Schriftblätter um den Raum, zu beschreiben. Hierbei soll das Werbemedium 
Litfaßsäule als ein Raumbestimmendes genutzt werden.





SPRINGHOUSE


7. bis 9. Juni 2012
Rungestrasse 9
D-01217 Dresden
www.spring-house.de





VON ZUHAUSE AUS

Bernhard Ilzer, Katharina Kamph, Kveta Kazmukova, Judith Mohnfeld, Sabrina Schieke

 am 6.12.2011
 um 19:00 Uhr

SKALITZER 140
Pflügerstr. 70, 12047 Berlin
sk140info@yahoo.it



Foto: Sandra Schieke © Sandra Schieke



"Ich habe mehrmals versucht, an eine Wohnung zu denken, in der es ein überflüssiges Zimmer gäbe, ein ganz und gar und absichtlich überflüssiges Zimmer. Es wäre keine Abstellkammer gewesen, es wäre kein zusätzlicher Raum gewesen, weder Flur noch ein Kabuff noch ein Schlupfwinkel. Es wäre ein funktionsloser Raum gewesen. Er hätte zu nichts genützt, er hätte auf nichts verwiesen.... 

Ein Raum ohne Funktion. Nicht etwa ohne genaue Funktion, sondern genau ohne Funktion; nicht plurifunktional (das kann jeder), sondern afunktional. 


Selbstverständlich wäre das kein Raum gewesen, dessen einzige Aufgabe darin bestanden hätte, die anderen Räume zu entlasten (Rumpelkammer, Wandschrank, Kleiderablage, Stellraum  usw.) sondern ein Raum, ich wiederhole es, der zu nichts genützt hätte.

 Manchmal gelingt es mir, an nichts zu denken,... ."

Georges Perec

                                                                                                                                                                                                                                            



Sabrina Schieke, Katharina Kamph, Judith Mohnfeld
Foto: Katharina Kamph


Präsentation der Arbeit von Bernhard Ilzer
Foto: Alex Ferrate


Judith Mohnfeld
Foto: Alex Ferrate

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Performance hat mir besonders gut gefallen. Das "Blättern" in der Arbeit hatte etwas Narratives.

Sabrina Schieke hat gesagt…

Vielen Dank für den Kommentar.

Ich fand den narrativen Zug der Arbeit auch sehr schön. Besonders weil es durch das Material (Zeitung) tatsächlich wie ein"Geschichten erzählen"war.