12. Juni 2011

EINE SITUATION WIE EIN SPIEGEL- LEOPOLDPLATZ (WEDDING)

Foto: U-Bahnhof Leopoldplatz. 2011, Bruno Braun, Sabrina Schieke
© Sabrina Schieke


EINE SITUATION WIE EIN SPIEGEL, WIE EIN BILD VON ETWAS



Hier in Berlin hörte ich zum ersten mal den Begriff der „Stadtmöblierung“. Für mich interessant, da er mein Augenmerk darauf richtete, dass die Art und Weise wie ein Raum genutzt wird, dessen Beschaffenheit bestimmt; bzw. dass der öffentliche Raum durch seine Nutzung eine Einrichtung erfährt. Bei diesen Stadtmöbeln, wie den Werbetafeln, ist es nicht nur die auf ihnen angebrachte Information, die sich vermittelt. Weiter sind sie eingebettet in die Umgebung, d.h. der Ort vermittelt sich immer auch mit. In der Art und Weise wie ich mich durch die Stadt bewege (mit U-Bahn, Bus, S-Bahn oder zu Fuß), ändert sich auch das Mobiliar. 

Bei meiner Arbeit geht es mir darum, die Beschaffenheit dieser Räume zu verdeutlichen. Aufmerksam zu machen auf die Räume,die wir jeden Tag durchlaufen, in die wir eingebunden sind und die unser Leben beeinflussen.

Konkret geplant ist drei Metroboards oder Hintergleisflächen an drei verschiedenen U-Bahnhöfen innerhalb Berlins zu nutzen. Auf den Metroboards selbst sind Abbildungen dessen zu sehen, was sich direkt gegenüber diesen befindet (Ein Kiosk oder sogar ein anderes Metroboard oder der Bahnsteig). Es entsteht dadurch eine Art von zeitlicher und räumlicher Dopplung. Die Jetztzeit des Bahnhofs umschließt das in der Zeit eingefrorene Abbild desselben. Der Bahnhof verändert sich mit der Zeit, während das Foto in der Zeit stillsteht. Der Betrachter steht zwischen der tatsächlichen Situation und deren Abbildung. Ich sehe meine Anwesenheit und gleichzeitig meine Abwesenheit an ein und demselben Ort. Ähnlich einem Stillleben sind auf diesen Abbildungen keine Menschen zu sehen. 

Auf mich und meine konkrete Situation zurückgeworfen, wirkt die Architektur und das Mobiliar nun nicht mehr als ein Flüchtiges, im Vorbeieilen Bemerktes, sondern bekommt einen festen Punkt. Ähnlich dem Drücken der „Pause“ Taste im alltäglichen Gedrängel, gibt es einen Punkt der mich darauf aufmerksam macht WANN ICH BIN UND WO ICH BIN bzw. wie die Situation ist, in der ich mich befinde. 
Mein Arbeiten an diesen Orten, mit diesem Mobiliar soll die Situation, in die sie eingebettet sind darstellen. Die S - und U-Bahn gehören zum Alltag der Menschen. Viele sind auf sie angewiesen und nutzen sie täglich. Als Durchgangsräume werden sie zu Umschlagplätzen um an einen anderen Ort zu gelangen (Siehe Streckennetzpläne auf Metroboards).

Ich denke daran, dass an drei Orten in Berlin das Gleiche immer wieder anders und ortsspezifisch passiert. So verbindet sich der Raum „U-Bahn“ nicht nur im Kopf oder grafisch, durch die Streckennetzpläne, sondern auch immer wieder durch die Zeit, die an diesen drei Orten gleich vergeht. Der Ort verbindet sich mit dem von ihm geschaffenen Bild, mit dem Gefühl der Anwesenheit und Abwesenheit vor dem Bild und an dem jeweiligen Ort. Er exponiert sich, indem er auf sich selbst verweist - auf seine Funktion als Passage. 
Meine Arbeit tut dies, in dem sie nutzt, was diesen Ort ausmacht. 

Ich freue mich, dass die Wall AG zugesagt hat mir drei dieser Metroboards über einen Zeitraum von zwei Monaten zur Verfügung zu stellen und hierfür die Kosten zu übernehmen. Der Mart Stam Stiftung danke ich für die Übernahme der Druckkosten der einzelnen Motive.  


Sabrina Schieke

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